ProfNet Internet-Studie: Hochschulen auf Web-Tauglichkeit geprüft

Highlights: Lifekameras und virtuelle Universitäten

Dortmund – Alle Jahre wieder sind sie zu vernehmen – die Klagen der deutschen Hochschulen über drastische Mittelkürzungen, überfüllte Hörsäle, sinkendes Niveau der Studienanfänger und eine ausufernde Bürokratie. Was liegt da für jede einzelne Universität näher, als selbst aktiv zu werden - und das möglichst innovativ und zukunftsorientiert. Grund genug für das ProfNet Institut für Internet-Marketing sowie die Projektgruppe Internet des Professoren-Netzwerkes, die Web-Präsenz der deutschen Hochschulen eingehend unter die akademische Lupe zu nehmen. Das Gesamtergebnis ist eindeutig: Im ProfNet Internet-Branchen-Vergleich schneiden die Akademiker deutlich besser ab als die Websites der Industrie.

Punktbester ist die FernUni Hagen. Wer ihrer Homepage einen Besuch abstattet, der wird vom Rektor multimedial per Video begrüßt, der kann an interaktiven Lehrveranstaltungen teilnehmen oder verschiedene Dateien auf den eigenen Rechner downloaden. "Die virtuelle Fernuni Hagen dokumentiert überzeugend, welche vielfältigen Möglichkeiten das Internet sowohl für die Selbstdarstellung als auch für die Ansprache von Zielgruppen bietet", so Thomas Heiland, Diplom-Betriebswirt und Projektleiter der aktuellen Studie Hochschulen 98, deren wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Uwe Kamenz ist, Prof. für Marketing an der FH Dortmund und Mitbegründer des ProfNet Instituts für Internet-Marketing.

Die Fachhochschule Saarbrücken beeindruckt als Zweitplatzierter u.a.mit einer übersichtlichen Homepage, einem Online-Katalog der Bibliothek, Hilfe-Funktion, schneller Ladezeit und guter Benutzerführung.

Rang

Hochschule

Gesamt

1

FernUni Hagen

76

2

TFH Saarbrücken

68

3

Universität Duisburg

67

3

Universität Wuppertal

67

5

Universität Kassel

66

6

Ruhr-Uni Bochum

65

6

TU Chemnitz

65

6

Universität Münster

65

6

Universität Essen

65

10

Freie Uni Berlin

63

10

Universität Osnabrück

63

12

FH Dortmund

62

12

TU München

62

12

Universität Bremen

62

15

Humboldt-Uni zu Berlin

61

15

Universität Karlsruhe

61

17

TU Braunschweig

60

17

Universität Bayreuth

60

17

Universität Bonn

60

Durchschnitt alle Unternehmen

 

Branchendurchschnitt

65

Die drittplatzierten Unis Duisburg und Wuppertal überzeugen gleichermaßen durch inhaltsstarke Seiten, Suchfunktion, Telefonverzeichnis oder den Bahn-Fahrplan.

"So wie die Erstplatzierten stellen auch viele andere der im Internet präsenten Unis ihr Können durch zahlreiche pfiffige, gute Ideen mit jede Menge Inhalten unter Beweis. Trotzdem bleibt festzuhalten, daß noch großes Potential für einen runden Auftritt im Cyberspace-Zeitalter brachliegt", bilanziert Projektleiter Heiland.

Die Web-Präsenz von 259 im Internet vertretenen Hochschulen, 335 gibt es bundesweit insgesamt, unterzog das ProfNet-Team einer dezidierten Analyse aufgrund von 83 Kriterien. Das Bewertungsmuster war ausschlaggebend für Plus- und Minuspunkte in den klassischen ProfNet-Disziplinen Layout, Handling, Inhalte und Interaktivität. Erstmalig hat das ProfNet Projektteam eine Studie textlich auf die neue Rechtschreibreform abgestimmt.

Die Gesamthochschulen überholen auf der Datenautobahn die Kollegen von den Universitäten. So finden sich unter den ersten zehn des Gesamtrankings fünf Gesamthochschulen – sieben gibt es insgesamt. Sie profilieren sich insbesondere im Bereich Interaktivität.

Auf den Plätzen eins bis fünf findet sich keine einzige Uni. Die privaten Unis haben tendenziell schlechter abgeschnitten als ihre staatliche Konkurrenz. Diese und weitere Details über Unterschiede und Gemeinsamkeiten von THs, KHs, VWHs, FHs, Unis und Gesamthochschulen samt der privaten Mitbewerber haben die Autoren der Untersuchung in Einzelrankings festgehalten.

Verbesserungschancen sehen die ProfNet Internet-Experten speziell bei der Ansprache von potentiellen Studienanfängern. So fehlen Informationen, die Abiturienten auf die an einer bestimmten Hochschule angebotenen Inhalte und Anforderungen vorbereiten könnten. "Viel zu selten gibt es Informationen z.B. über Schnuppertage an der Hochschule, die dem Studenten in spe die Orientierung erleichtern", hat Co-Autorin und Diplom-Betriebswirtin Petra Hülsmann festgestellt. Lange suchen muß derjenige Surfer, der sich über die jeweilige aktuelle Wohnungssituation an seinem potentiellen Studienort in Kenntnis setzen will. Das Downloaden von Vorlesungsverzeichnissen scheint nirgendwo ein Thema zu sein. Viel zu wenig genutzt werden Studienplatz-Tauschbörsen oder Chat-Foren. "An einem kommunikativen Austausch der Studenten untereinander ist offensichtlich niemand interessiert", attestiert Thomas Heiland dem Gros der untersuchten Unis. Und das, obwohl doch gerade Studenten meistens über einen Internet-Anschluß verfügen.

Positiv im Branchen-Vergleich fällt auf, daß 100 Prozent der untersuchten Unis auch ihre kompletten Adressen hinterlassen, viele Suchindizes sowie Diplomarbeit-Börsen anbieten. Dagegen wartet gerade mal jede zweite Hochschule mit einem Auftritt in einer zweiten Fremdsprache auf.

Der Projektleiter unterstreicht, daß sich die akademischen Lehreinrichtungen gerade im Internet heterogen darstellen können, mit ihren jeweiligen Vorzügen und Interessen. Zu denken sei da an zielgruppengerechte Ansprache von Politikern oder Unternehmern, um alle Chancen der politischen Willensbildung, der Akquise von Drittmitteln oder auch Sponsorengeldern zu nutzen. Angesichts eines ansonsten homogenen deutschen Universitätssystems, wonach alle Unis grundsätzlich einen möglichst gleichen Standard bieten sollen, leistet das Medium Internet alle Chancen einer differenzierten, individuellen, wettbewerbsorientierten, auf Kommunikation ausgerichteten Präsentation.

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